Kultur in der Kirche

10 Jahre «Kultur in der Kirche» in Obermichelbach

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-eine Befragung

Vor nicht langer Zeit traf ich einen Freund aus Österreich. Ich erzählte ihm von Kultur in der Kirche. Worauf er mir viele Fragen stellte. Er hat die Absicht, ein solches Kulturevent auch in seinem Ort einzuführen.

Ich habe Fragen und Antworten „nachgeschrieben“:

Frage:

Wie seid Ihr denn eigentlich auf diese Idee gekommen, solch eine Konzertreihe einzuführen?

Antwort:

Es gibt mehrere Antworten. Zunächst sind wir ein Freundeskreis, Männer, die sich einmal im Monat zu Gespräch und Diskussion getroffen haben, meistens über unsere jeweilige Arbeitssituation. Deshalb haben wir uns auch „Wirtschaftskreis“ genannt. Und irgendwie hatten wir die Idee, „mehr“ zu unternehmen. Wir kamen auf die Idee, künstlerisch hochwertige Konzerte zu veranstalten, um den Bürgern in unseren Orten Kultur nahe zu bringen. Und dann sind unsere Frauen eingestiegen.

Frage:

Es gibt bei Euch im Großraum aber jede Menge Kultur. War das „mehr“ notwendig?

Antwort:

Ja. Wir haben festgestellt, dass eben doch nicht so viele unserer Bürger „in die Stadt zur Kultur“ fahren. Sie bleiben lieber zuhause. Wir wollten die Hemmschwelle zur Kultur senken. Deswegen heißt unser Slogan auch: Mit den Hausschuhen zur Kunst…  Und, falls es nicht angenommen wird, uns mit schönen Konzerten selber zu beschenken.

Frage:

Aber es wurde doch angenommen?

Antwort:

Ja, wir haben in diesen Jahren durchschnittlich 105 Zuschauer je Konzert gezählt. Damit sind wir so gut wie ausverkauft. Mehr können wir gar nicht bewältigen. Unsere Konzerte finden nämlich in einer mittelalterlichen Wehrkirche statt. Diese hat nicht mehr Kapazität.

Wir setzen nicht auf Megaveranstaltungen, zu der Menschen aus der ganzen Metropolregion kommen. Wir sind Amateur-Veranstalter und unser Einzugsbereich sind unsere Dörfer, in denen wir auch leben. Die Bands bringen manchmal ihre Fans mit. Die sind erstaunt, welche tolle Atmosphäre wir hier haben.

Frage:

Warum habt Ihr die Kirche als Veranstaltungsort gewählt?

Antwort:

Weil in dieser Kirche Kultur zuhause ist. Schon immer haben Künstler die Kirchen ausgestaltet, schon immer war in den Kirchen Platz für Kunst. Wir haben damals die Kirche gerade neu renoviert und haben festgestellt, dass dies ein angemessener und schöner und inspirierender Ort ist. Und ein heiliger Ort.

Frage:

Somit ist Kultur in der Kirche eine kirchliche Veranstaltung?

Antwort:

Ja und nein. Wir sind organisatorisch unter dem Dach der Kirche. Da sind manche Formalien einfacher zu erfüllen. Aber nicht alle Teammitglieder gehören dieser oder einer Kirche an. Und unsere Musik hat nichts mit gewohnter Kirchenmusik zu tun. Und dennoch bietet der kirchliche Raum die Möglichkeit zur Begegnung mit Spiritualität durch Musik.

Frage:

Woher bekommt Ihr die Künstler?

Antwort:

Am Anfang luden wir die Künstler und Gruppen ein, die wir persönlich kannten. Wir begannen sogar mit einer Big Band in unserer Kirche. Der Bandleader war ein Freund von mir. Heute melden sich die Künstler bei uns. Wir haben mittlerweile einen guten Ruf. Die Künstler kommen gerne zu uns, denn sie werden gut betreut. Sie werden begrüßt, und gut versorgt, beim Aufbau wird geholfen. Und sie werden mit Dank und Geschenk verabschiedet. Hinzu kommt, dass die Künstler einen sehr nahen Kontakt zum Publikum haben, das Publikum sozusagen spüren. Das inspiriert sie.

Frage:

Wie finanziert Ihr Euch? Bekommt Ihr Zuschüsse?

Antwort:

Wir versuchen so zu kalkulieren, dass wir die Künstler aus den Karteneinnahmen bezahlen können. Das gelingt meistens. Den Rest können wir mit Sponsorengeldern abdecken. Einer unserer Mitglieder ist Inhaber eines Autohauses. Er sponsert uns und unsere politische Gemeinde Obermichelbach. Das Geld, das wir mit unserer Bewirtung verdienen, spenden wir an die Kirche. Wir haben damit viel zur Renovierung der Kirche beigetragen und wir statten jetzt die Küche im Gemeindehaus neu aus. Das kommt aber natürlich auch uns zugute. Außerdem zahlen wir für die Kirche natürlich auch keine Miete.

Zu unserem Jubiläum haben wir uns eine Sechs-Eck-Bank um die Kirchenlinde herum geschenkt.

Natürlich profitiert auch die politische Gemeinde von unseren Aktivitäten. Wir sind durchaus das kulturelle Aushängeschild der Gemeinde.

Frage:

Was macht Ihr zur Bewirtung?

Antwort:

Die Bewirtung soll Teil des Wohlfühlprogramms sein, das wir unseren Gästen anbieten. Es gibt einen Kulturteller und eine Kultursuppe, abgestimmt auf das Musikprogramm. Daran arbeitet eine ganze Schar von Köchen und Köchinnen. Wir wollen den Gästen auch einen kulinarischen Genuss bieten. Die Rezepte findet man auf unserer homepage. Daher kann man die Gerichte auch nachkochen, wen n man will. Wir bieten auch gute Weine Die sucht eine Wein-Fach-Frau aus unserem Team heraus.

Wir wollen, dass sich die Gäste bei uns wohlfühlen. Dazu gehört, dass wir sie begrüßen, dass wir Ihnen eine kulinarische Bewirtung garantieren und interessante, gute und vielfältige Musik. Wir haben übrigens noch keine Gruppe ein zweites Mal bei uns gehabt. Somit bieten wir immer Neues.

Frage?

Und wie wollt Ihr jetzt Euer Jubiläum feiern?

Antwort:

Zunächst abends mit einem mitreißenden Konzert: Klezmermusik steht auf dem Programm. Klezmermusik ist ursprünglich Hochzeitsmusik. Das passt gut zu einem Jubiläum. Und natürlich wollen wir unsere Gäste wieder gut bewirten mit Kultursuppe und Kulturteller und ausgesuchten Getränken.

Dann haben wir einen Festakt eingeplant mit etwas Musik und ein paar Reden. Unser Bürgermeister spricht, unser Landrat, unser Dekan und unsere Bischöfe haben leider keine Zeit. Da muss der Pfarrer eben in die Bütt.

Und dann haben wir noch Künstler eingeladen, die auf dem Land groß geworden sind. Es geht nicht nur darum, „Kunst auf das Land zu bringen…“, sondern wir haben auch festgestellt, dass „Kunst auch auf dem Land bestens gedeiht“. So gibt es eine Kunstausstellung im Dorfgemeinschaftshaus von Frauke Delatron, eine Obermichelbacherin, Sergio Steri stellt seine Holzplastiken in der Kirche aus. Er ist Veitsbronner. Die Künstlergruppe art.ERHALT stellt ihre vielfältige Kunst auf dem Vorplatz vor der Kirche auf. Das sind Langenzenner. Die Gruppe Me & Reas wird uns mit Musik begeistern. Das sind Obermichelbacher. Und vielleicht kommt noch das eine oder andere hinzu.

Frage:

Das klingt alles sehr begeisternd. Hättest Du einen Wunsch für die Feier?

Antwort:

Ja, gutes Wetter. Denn unser Fest ist ein open air Fest.

 

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